Bärstadter Kerbespruch 1994
Hört ihr Leut, ich grüß euch all,
hier und
heut in dieser Hall.
De Herbst, der is ins Land gekomme,
die Musik
spielt, es hot begonne,
und endlich
kann mer dann auch sache,
de Sascha dut de Spruch vortrache.
Geännert
hat sich nix dies Jahr,
de Berti is noch immer da,
holt euch
Kaffee un ach Kuche,
dut von
allem mol versuche.
Ich fang
jetzt an euch zu berichte,
was
passiert sind für Geschichte. – V i v a t!
Vor hundert
und ich weiß nicht mehr genau die Jahr,
als hier
von uns noch keiner war,
ward unsre
Kirche eingeweiht,
zum Tempel
für die Christenheit.
Auf festem
Grund steht sie gebaut und trotzet jedem Sturme,
und ihre
Glocken rufen laut vom hohen Turme.
Sie laden
uns zur Feier ein und mahnen zum Gebet.
Sie bringen
uns den Morgengruß und tönen,
wenn der
müde Fuß des Nachts zur Ruhe geht.
Selbst ihre
Trauerklänge hallen,
wenn wir
nach jener Stätte wallen.
Doch vor
allem sei ein Ziel gesteckt,
dass uns
kein Feuerruf mehr weckt.
Drum wollen
wir den Bund erneuern,
und heute
unsre Kirchweih feiern. – V i v a t!
Es weiß ein
jeder Tanzsportkenner,
Jazztanz
ist der neuste Renner.
Seit Jahre
hier in unserm Ort,
übt mer aus, den scheene Sport.
Unser Medscher sin ganz flott,
tanze wien junge Gott.
Als es
hieß: „Zur Euro geht’s los!“
da war die
Freude riesengroß.
Es ging
nach Holland, was e Freud,
es warn
dabei en haufe Leut,
mit zwa Busse sin mer
gefahrn,
un dem riesegroße Clan.
Als de
zweite Platz war sicher,
trank mer dann so manches Licher.
Deham im
Ort, des is doch klar,
die Frud dodrüber riesig war.
Vize-Europameister,
des is e Wort,
do sin unser Kicker noch ganz weit fort. – V i v a t!
Fahrradtourn, die mache Freude
un sin für uns die beste
Beute.
Am Vatertach, do ging es los,
jeder mit ner Bikinghos.
Ab gings am Born gar wie de Wind,
die erste
Meter ganz geschwind.
Vor Hause wurd es schwerer,
die Akkus wurde immer leerer.
Doch die Kunne kannte nix,
warn in Presberg dann ganz fix.
Bevor es
ging zur Wisperstraß,
man noch so
manches Schnitzel aß,
des dauerte
ne ganze Weile,
dann ging
es ab in Windeseile.
Uff einmol tuts en laute
Knall,
von einem
Rad, do kam de Schall.
Schnell war
des Fahrrad repariert
un weiter ging es ungeniert.
Erneut en Knall, was is dann jetzt?
De zwaate Schlauch, der war zerfetzt!
Des wird
dem Kunne dann zu bunt,
er sacht:
„Jetzt gibt’s halt e bisje Schwund.“
Dann
schwingt der sich uff des Pedal
und weiter geht es ab ins Tal.
Als er dann
am Treffpunkt war,
war sein
Sattel nimmer da.
Des Glück war net so ausgegorn,
des
Sattelstück hot er verlorn.
Am Ende war
der Kunne froh,
das de Rest vom Rad war do.
Hätt ich
die Zeil mit dem Pedal vergesse,
dann hätt de Rudi uff em Rad gesesse.
Doch diese
dumme Phantasie,
die lege mer schnell nebe hie. – V i v a
t!
In Barschied merkt mers mehr un mehr,
die
Gottesmänner habbes schwer.
De alte Parre, der muß gehe,
nit jeder
dat des so verstehe.
Des
Geschwätz war riesengroß,
do war in Barschied mol was los.
Aus diesem
Grund mer ham en Neue,
dass der
kam, des tut uns freue.
Uff Sie,
Herr Parre, heb ich mein Glas,
ham se
bei uns noch recht viel Spaß. – V i v a t!
Zu
Verschönern unsern Ort,
des Unnernehme setzt mer fort.
Unser Ort werd gut gehecht,
drum ham mer gleich de Mittelplatz belecht,
un hänge mer uns richtich nei,
dann werd’s nächste mol noch besser sei.
Zum erste
mol fand dies Jahr statt,
en Gatewettbewerbe, wo mancher Chancen hatt.
De Favorit
war schräg gegenüber de Feuerwehr,
gege den hots jeder Gärtner schwer.
Bei dem tut
alles nur so sprieße,
der tut nix
mit Mittelcher vermiese,
doch sei
Anmeldung wurd vermisst,
obwohl der
Mann doch is Jurist.
Deshalb habbe annern Leut
gewonne
un sein Sieg, der ist zerronne.
– V i v a t!
Häusjer
baue mehr un mehr,
des
verputze fällt dann schwer.
Im Kemeler Weg, do könnt ihrs seh,
wie so ebbes tut vor sich geh.
De Sanovski wollt verputze sei Haus,
des war
geplant Jahr ei, Jahr aus,
un dies
Jahr, sach ich euch, ihr Leut,
des Haus
sich neuer Farb erfreut.
Des Häusje tut in blau erstrahle,
die Tüncher
hatte Spaß beim male,
beim Micha
des nix besonners war,
mit finne des ach wunnerbar. – V i v
a t!
Samstags,
die Gasse sin gekehrt,
un de
Kaffee is schon gelehrt,
rappelt
sich dann jeder auf
un geht um fünf Uhr aus dem Haus.
Beim Rudi, am Ahle, do wird geguckt,
wo dann
später wird geschluckt.
Beim
Schneider, do fing alles an,
doch jetzt,
do sin die annern dran.
Jed Woch werd neu nachgedacht,
wo de
5-Uhr-Tee werd gemacht.
Macht
weiter so un lasst nit
locker
un reißt die Jungen mit vom Hocker,
damit in
unserem scheene Ort,
die
Tradition lebt weiter fort. – V i v a t
Ihr Leut, ihr könnts jo all schon seh
un stückscheweis ach schon druff geh.
De Radweg,
dieses goldne Kind,
sich jo schon lang im Bau befind.
Bei de
Arbeit, ihr liebe Leut,
die Planer
vom Land hun sehr viel Freud.
Se zauberte
schnell und gut
en Autobahn aus ihrem Hut.
Schilder wern jetzt noch montiert,
damit der
Weg sich ach rentiert.
Se laute:
“Fahrradfahrer, seid net dumm
un fahrt uff euerm Radweg rum.“
Dies Wort
sei noch gesacht,
bevor des
Jahrhundertwerk vollbracht. – V i v a t!
Die Wahle hot er knapp gewonne,
womit des Übel hot begonne.
Gelade warn sehr viele Gäst,
zu diesem
riesengroße Fest.
Der Sieger
war er, des war schee,
drum wollt
er aner trinke geh
getrunke wurd viel Sekt und
Wei,
des hätt mer besser losse sei.
Daß er
noch fahrn konnt, war ja
klar,
doch ob die
Polizei des auch so sah?
De Neugewählte kam nit weit,
jetzt muß er laufen, lange Zeit.
Un die
Moral von der Geschicht,
besoffe fahrn, des lohnt sich nicht! – V i v a t!
Brauchste
Woscht un willst noch Brot,
biste in Barscheid in großer Not,
do kaner waaß, wann sollste geh,
denn
meistens tuste vor Schildern steh.
Do druff steht in große Letter:
“Heute ist zu schönes Wetter.“
Von de
Sonn, do werd mer platt,
aber nie im
Lebe satt,
steichst
ins Auto,
fährst dann
fort
un triffst do unne des
halbe Ort.
En Wombacher in Barschied hun ich nie gesehe,
ob Darms
tun niemals ins Schwimmbad gehe? – V i v a t!
Is die
Frau mol nit zu Haus,
wern die Blumme dann zum Graus.
Des Griezeug will gegosse wern,
sonst tut
es hortich ach verdern.
De Rainer
war fließig, des muß mer jo sache,
die Ingrid hots em uffgetrache.
Er hegt des
Kraut un tuts ach gieße,
damits
ach weiterhin kann sprieße.
Doch leider hot er übersehe,
das do ach annern Pflänzjer stehe.
Die Fra kam ham, des war en Spaß,
die Plastikblumme, die warn naß.
Ach wenn mer Wasser gibt do druff,
wachse tun
die nit, Herr Buff! – V i v
a t!
Dies Mol sach ich’s vorneweg,
de Felix
Dörr dehinner steck t.
Es war die
fünfte Jahreszeit,
zum
Maskeball war mer bereit.
Des Fest
war rum, es war ganz schee,
drum wollt
der Kunne hamwärts geh.
Am nächste Moin, do fällt em ei:
“Wo werd des teure Fahrrad sei?“
Ich glaub,
es is wohl nit vermesse
zu sache, er hots im dolle
Kopp vergesse.
Drum
springt er uff un rennt gleich los,
des Rad ist weg, de Schrecken groß.
Jetzt werd
gesucht un spekuliert,
wer hot des
Fahrrad wegchauffiert?
Aner
sacht: „Mach dir doch ka Soije,
des Fahrrad
hun mer spätstens
Moije.“
Un uff em Weg zur Backhausstraße,
do lag des
Rad im grüne Grase.
Kaner waaß, wie kams dorthin,
is ach
jetzt nit mehr so schlimm. – V i v a t!
Die Ute,
mein Mundschenk, des gute Stück,
steht hier
bei mir, des is mei Glück.
Du hälst mei Gläsje
und schenkst mir ei,
zum Dank
trink du den Kerbewei. – P r o s t!
Ihr Leut, des wars für dieses Jahr,
der Spruch
ist aus, doch bleibt noch da.
De Helfer
sei ein Dankeschee,
dass mir
heut hier obbe steh,
de Bernd
sei hier jetzt noch genennt,
dass er de
Hammel uns gespend,
ob Kersch oder Lindebaum,
de Hennes erfüllt jeden Traum.
Die Fahn, die ihr hier hänge seht,
wurd von
de Marlie neu genäht.
Die Musik
spielt jetzt richtig uff,
heut mache mer noch aner druff!
– V i v a t!